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Andreas Richter
Im Museum für historische Bürotechnik Naunhof hat ein Exemplar des SER2B überlebt. Nach der Rekonstruktion aller wesentlichen Teile – außer dem Rechnerkern – wurde der Entschluss gefasst, diese Anlage doch nicht wieder einzuschalten. Zum Zwecke der Prüfung des Schreibwerkes nach der Reparatur wurde ein Prüfgerät auf der Basis des relativ bekannten DDR-Lerncomputers LC-80 (Basis Z80) gebaut. Aus diesem Prüfgerät entstand dann zunächst eine Simulation, die einen Eindruck von der Arbeitsweise des SER2B vermitteln sollte.
Mittlerweile ist aus dieser Simulation ein Funktionsmodell entstanden, bei dem die Bedienung, Programmierung und Programmabarbeitung dem Original weitgehend entspricht. Für dieses Modell reichte der LC-80 in der Urform nicht mehr aus. Neben einigen Anpassungen wurde beispielsweise der Speicher erweitert, das Modell durch zwei Arduino Nano und eine Tastenprogrammierbare Steuerung ergänzt. An das Funktionsmodell kann entweder ein originales SE5-Schreibwerk oder eine elektrische Schreibmaschine ERIKA 3004 angeschlossen werden.
Das vorgestellte Modell ist trotz vieler investierter Arbeitsstunden noch nicht „fertig“.
Das Ziel der Weiterentwicklung dieses Modelles ist es wieder originale Lochbänder abarbeiten zu können. Glücklicherweise haben einige Original-Lochbänder die Zeiten überlebt. Vielleicht wird es auch in Zukunft möglich sein, wissenschaftliche Rechnungen zu Demonstrationszwecken durchzuführen. Dazu wird ein zusätzlicher Arduino Uno für die Arithmetik eingebaut werden müssen.
Hersteller | Büromaschinen-Werke AG |
---|---|
Modellbezeichnung | SER2B |
Jahr der Vorstellung | 1964 |
Land | DDR |
Preis bei Einführung | leider nicht bekannt |
Bauelemente | 870 Transistoren, 2700 Dioden |
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CPU | hart verdrahtete Logik, 76 Leiterplatten |
Trommelspeicher | Konstanten: 127 Zahlen |
Trommelspeicher | Befehle: 381 Einzelbefehle |
Taktfrequenz | 36kHz |
Rechengeschwindigkeit | Addition 5-100ms, Multiplikation/Division 170-370ms |
Lochband | Befehls- und Konstanteneingabe |
Tasteneingabe Schreibwerk | Arduino Nano |
---|---|
Funktionstastatur | Arduino Nano |
Zur Herbstmesse 1961 wurde der Cellatron SER2 – ein neuer elektronischer Kleinrechner erstmalig als SER2A vorgestellt. Selbst ein Korrespondent der New York Times fand diese Vorstellung sensationell. ("Neue Technik im Büro", 1961, NYT). Hergestellt wurden die Rechner bei Mercedes (später: Büromaschinen-Werke AG) in Zella-Mehlis. Die nächste Version SER2B wurde dann zur Frühjahrsmesse 1964 präsentiert.
Die ersten Rechner SER2A und SER2B dieses Typs waren noch im Schreibtischformat aufgebaut. Die späteren Entwicklungen SER2C und SER2D hatten bereits eine erweiterte Befehlsliste und ein Bedienpult. Von besonderem Interesse ist aber der SER2B, denn dieser Rechner hatte die zweifache Speicherkapazität und doppelte Taktfrequenz gegenüber dem SER2A. Trotz des recht bescheidenen Befehlsumfanges (8 Arithmetikbefehle, 2 Sprungbefehle, 7 E/A-Befehle) konnten bereits umfangreiche wissenschaftliche Rechnungen durchgeführt werden. Wann die letzten Anlagen dieses Typs abgeschaltet wurden, konnte noch nicht eindeutig recherchiert werden. Vermutlich waren die letzten SER2B bis Anfang der 1980er Jahre in Betrieb.
Der VEB Maschinelles Rechnen Karl-Marx-Stadt hat den SER2 in seiner Urform entwickelt. Man muss diese Entwicklung auch im Lichte der Entwicklung der Halbleitertechnik sehen.
So genügten beispielsweise die verwendeten Transistoren (z.B. OC825/OC872) aus eigener Produktion nicht den Qualitätsansprüchen und wurden deshalb anfänglich durch japanische Transistoren (2SB75/2SA17) ersetzt.
Außerdem herrschte zu diesem Zeitpunkt noch ein großes Misstrauen gegenüber elektronischer Rechentechnik, denn nach deren Einführung hätten bereits funktionierende Abläufe in den Betrieben geändert werden müssen.
Für die arithmetischen Operationen wurden – dem Zeitgeist entsprechend – die aus der mechanischen Rechentechnik bekannten Abläufe elektronisch nachgebildet.
Die SER-Serie wurde beginnend ab 1967 durch den D4a als Arbeitsplatzrechner abgelöst. Dieser Rechner zeichnete sich durch einen leistungsfähigeren Logikentwurf, eine deutlich erweiterte Befehlsliste, einen leistungsfähigeren Trommelspeicher und eine eventuelle höhere Rechengeschwindigkeit aus.